Gemeinsame Sitzung von Wissenschaftsausschuss und Finanzausschuss
Stuttgart. Das Bürgerforum zur Sanierung der Württembergischen Staatstheater hat den Mitgliedern des Ausschusses für Wissenschaft, Forschung und Kunst und des Finanzausschusses am Dienstag, 20. Juli 2021, seinen Abschlussbericht und seine Handlungsempfehlungen vorgestellt. „Für ein erfolgreiches Kulturangebot und eine intakte und funktionierende Spielstätte ist es elementar, das Stuttgarter Opernhaus zu sanieren und zu erweitern. Zu diesem Schluss kommt auch das Bürgerforum“, so die Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses, Nese Erikli (Grüne), die gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Finanzausschusses, Martin Rivoir (SPD), die Sitzung leitete. „Das Land hat bereits vor über einem Jahr die Mittel für das Planungsverfahren freigegeben. Wenn die Stadt als Projektpartner jetzt nachzieht, können die weiteren Planungsschritte beginnen“, betonte Erikli.
„Die Vorstellung des 80-seitigen Abschlussberichts zeigt eindrucksvoll, wie differenziert und sachkundig die Teilnehmenden des Bürgerforums vorgegangen sind. Die erarbeiteten Handlungsempfehlungen sind elementarer Bestandteil für das Projekt Opernsanierung – und darüber hinaus ein großer Gewinn für die Weiterentwicklung der Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg“, stellte die Ausschussvorsitzende fest.
Nach einer kurzen Einführung ins Thema mit Hinweisen zu den Kostendimensionen durch Martin Rivoir, folgte der Bericht des Bürgerforums. Vorgestellt wurde er von Dr. Antje Grobe (Moderatorin) und den Zufallsbürgern Annette Greve, Martina Krauß und Marcus Ilg. Die Schilderung der Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden habe nicht nur die Teilnehmenden am Bürgerforum sehr bewegt. Die Enge und der Zustand von Garderoben, Sanitär- und Proberäumen, Bühnentechnik, Verwaltungs- und Sozialräumen sind einer Spielstätte dieser Größenordnung und Bedeutung in keiner Weise angemessen. Das Bürgerforum unterstreicht: „Alle Mitarbeitenden sollten in diesem Haus optimale Arbeitsbedingungen bekommen.“
Das Bürgerforum sieht fünf verschiedene gegensätzliche Zielsetzungen in der Debatte: 1. Die Bedürfnisse der Künstlerinnen und Künstler, 2. Die Erwartungen der Zuschauer an exzellentes Staatstheater, 3. Die Anliegen des Denkmalschutzes, 4. Die Wünsche der Architekten nach einem spektakulären Bau und 5. Das Ziel einer möglichst schlanken Kostenstruktur angesichts der Belastung der Haushalte. Aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger werden die unterschiedlichen Argumente in der Debatte häufig gegeneinander ausgespielt, um eigene Interessen zu verfolgen, anstatt dass Kompromisse gesucht werden. Dabei hätten fast alle Expertinnen und Experten, die vom Bürgerforum gehört wurden, Lösungsmöglichkeiten gezeigt, wie diese Ziele miteinander verbunden werden könnten.
Letztlich spricht sich eine klare Mehrheit des Bürgerforums für die Variante A aus. Der Littmann-Bau sollte die zentrale Opern- und Ballettspielstätte im Herzen von Stuttgart bleiben. Hierzu gehört der Einbau einer Kreuzbühne, die den Denkmalschutz nicht ungehörig verletzt. Wichtig ist auch ein offenes Konzept des Verwaltungsbaus und des Kulissenhauses, das das Ensemble Littmann-Bau und Katharinenstift städtebaulich in die Kulturmeile einbindet. „Es gilt, das einzigartige Kulturangebot der Württembergischen Staatstheater mit internationaler Strahlkraft zu erhalten“, gaben Nese Erikli und Martin Rivoir die Ansicht ihrer Ausschüsse wieder. Die Unwetterschäden der letzten Wochen hätten nochmals deutlich gezeigt, wie fragil das Bauwerk mittlerweile sei und wie schnell dadurch der Spielbetrieb beeinträchtigt werde. „Es muss jetzt losgehen und es muss ein deutliches Signal an die 1.400 Mitarbeitenden geben“, bekräftigte Rivoir.
Darüber hinaus hat das Bürgerforum auch weitere Empfehlungen zum Prozess allgemein gegeben. So sollten die unterschiedlichen Aspekte der bisher geführten Debatte für den Architekturwettbewerb aufgegriffen werden. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass die begonnene Planung von der neuen Stadtspitze und dem Land zügig weitergeführt wird. Dazu gehört auch die Berücksichtigung der Empfehlungen des Bürgerforums. „Bürgerinnen und Bürger wollen und sollen sich einmischen, ihre Ideen, ihre Expertise und Lösungsvorschläge in den politischen Entscheidungsprozess einbringen“, so das Fazit von Nese Erikli.
57 Zufallsbürgerinnen und -bürger zwischen 19 und 85 Jahren haben sich von Mitte Dezember 2019 an fünf Freitagen am Online-Format beteiligt. Nach einem Kennenlern-Treffen folgten fünf Foren, in denen gemeinsam mit Experten unter anderem die Gründe für die Sanierung und Erweiterung des Opernhauses, die verschiedenen Standorte und Kosten sowie Lösungswege und Handlungsmöglichkeiten erarbeiteten wurden. Am Ende des Bürgerforums steht der Bericht und ein Votum der Zufallsbürgerinnen und -bürger, das den zuständigen Gremien – u.a. eben auch den Landtags-Fachausschüssen für Wissenschaft, Forschung und Kunst und für Finanzen – vorgelegt wird.
Landtag von Baden-Württemberg, Pressestelle, 20. Juli 2021