Kundenumfrage von Flixbus sieht Ulmer Fernbushalt auf Platz 308. Ulm muss einen modernen Fernbushalt planen.
Einer der größten Betreiber von Fernbuslinien, das Unternehmen Flixbus aus Berlin, befragt in regelmäßigen Abständen seine Kunden nach ihrer Zufriedenheit mit den Busreisen und den Haltestellen. Dabei landet Ulm immer wieder auf den letzten Plätzen, derzeit steht der Fernbushalt in Böfingen auf dem letzten Platz 308. „Ulm muss dafür sorgen, dass es nicht abgehängt wird“, stellte Torben Otte, Stationsplaner von Flixbus für Süd- und Westdeutschland, bei einem Fachgespräch fest, zu dem die Ulmer SPD-Fraktion eingeladen hatte. Ursachen für das schlechte Abschneiden sah er nicht nur in der mangelhaften Ausstattung der Haltestelle – trotz jüngster Verbesserungen bleibe der Fernbushalt unzulänglich. Auch der Standort am Stadtrand trägt zu den schlechten Noten für Ulm bei. Otte belegte mit den sinkenden Zahlen von Stuttgart die große Bedeutung eines attraktiven Standorts: Hier wurde der gut angenommene Fernbushalt vom Zuffenhausener Bahnhof vor die Stadt an den Flughafen gelegt, seither würden die Nutzerzahlen schlechter. Da pflichtete ihm Peter Beckmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) bei, der die Stuttgarter Verhältnisse aus eigener Anschauung kennt. Auch für Radfahrer sei der Reisebus ein attraktives Verkehrsmittel geworden, die Organisation von gemeinsamen Reisen sei einfacher als mit der Bahn. Auch für den Studenten Benedikt Bagemihl von der Juso-Hochschulgruppe der Uni Ulm spielt der Standort eine entscheidende Rolle.
„Der Bus ist zu einem modernen Verkehrsmittel geworden“, sagte Andreas Schröder, Inhaber des gleichnamigen Langenauer Busunternehmens, die 2013 ins Fernbusgeschäft einstieg und seither fast vier mal so viele Busse fahren lässt. Der Reisebus habe das Schmuddelimage verloren, WLAN und Steckdosen an jedem Sitzplatz seien mittlerweile Standard. Er würde seine Passagiere lieber in der Innenstadt aussteigen lassen, die hier auch die Umsteigezeit zur Anschlussfahrt angenehmer überbrücken könnten. Dies unterstützt auch die IHK, wie deren Verkehrsexperte Simon Pflüger beim Fachgespräch erläutert: Busreisende können auch Kunden in der City sein, die sich hier mit dem Reisebedarf versorgen. Zu den wirtschaftlichen Aspekten gehöre auch, dass Schröder aus Langenau zum größten privaten Fernbusbetreiber gewachsen sei, Evobus baut insgesamt 40% der Reisebusse im Flixbus-Verbund. Das Kundenpotenzial sieht die IHK vor allem bei den Studierenden, aber auch zunehmend bei Senioren.
Den Argumenten, die kurzen Wege von Böfingen zur Autobahn in Böfingen sei umweltfreundlicher als die Reisebusse in die Innenstadt zu holen, begegnen die anwesenden Experten gemeinsam mit dem Zubringerverkehr: Wer mit seinem Gepäck mehrfach umsteigen müsse, lasse sich lieber direkt nach Böfingen bringen. Ein Langenauer wird nicht mit dem Zug zum Hauptbahnhof fahren und die Straßenbahn nach Böfingen nehmen, nennt Pflüger als Beispiel. Überdies klagen Anwohner, dass mit der Einrichtung des Fernbushaltes zunehmend auswärtige Fahrzeuge in den Wohngebieten parken.
Dorothee Kühne forderte für die SPD-Fraktion als Fazit erneut, die Option für einen modernen Fernbushalt in der Innenstadt zu erhalten. „Zu einer Mobilitätsdrehscheibe gehört auch der Fernbus“, resümierte Martin Rivoir: „Ulm auf dem letzten Platz – das muss uns an der Ehre packen!“