Brief an den Bundespräsidenten
Mein Fraktionsvorsitzender Andreas Stoch und ich haben heute dem Bundespräsidenten anlässlich seiner Moskau-Reise geschrieben:
Heutiger Russland-Besuch – Hausarrest Kirill Serebrennikow
Hochverehrter Herr Bundespräsident,
wir nehmen Ihren Arbeitsbesuch vom 24. bis 26. Oktober nach Moskau zum Anlass, Ihnen zu schreiben.
Bei Ihrem Besuch werden Sie auch auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen und es bestünde von Ihrer Seite die Möglichkeit, die Personalie Kirill Serebrennikow anzusprechen. Der russische Regisseur steht seit 23. August unter Hausarrest. Offiziell wird ihm die Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen. Es drängt sich aber der Verdacht auf, dass mit diesem Vorgehen ein regierungskritischer Künstler mundtot gemacht werden soll.
Ursprünglich hätte Serebrennikow in den letzten Wochen am Stuttgarter Staatstheater die Oper „Hänsel und Gretel“ inszenieren sollen mit einer entsprechenden Premiere am vergangenen Sonntag. In diesen Genuss konnte das baden-württembergische Opern-publikum aber leider nicht kommen, da Serebrennikow die notwendigen Proben vor Ort in Stuttgart aufgrund seines engen Hausarrests nicht ermöglicht wurden.
Das Hoffen auf ein Einlenken des russischen Präsidenten war bisher vergeblich. Wir möchten Sie bitten, in Ihrem Gespräch mit ihm auf eine Aufhebung des Kommunikations- und Arbeitsverbots zu wirken und so Kirill Serebrennikow die Ausreise zu ermöglichen, um die Inszenierung in Stuttgart zu vollenden und zur Aufführung zu bringen.
Dafür gebührt Ihnen bereits heute unser ausdrücklicher Dank.
Mit dem Ausdruck unserer vorzüglichen Hochachtung
Andreas Stoch MdL
Fraktionsvorsitzender
Martin Rivoir MdL
Kulturpolitischer Sprecher
Das Foto zeigt die Premiere der Oper am vergangenen Sonntag.