Martin Rivoir: „Die Museen sollen zu einem frei zugänglichen Ort der Kunst werden. Die SPD wird deshalb Landeszuschüsse beantragen, die den Verzicht auf Eintrittsgelder ausgleichen.“
SPD-Fraktionsvize Martin Rivoir würdigt den Vorstoß des Unternehmers Reinhold Würth, dem Landesmuseum Württemberg mit einem Zuschuss von insgesamt 160.000 Euro den freien Eintritt für 2018 zu ermöglichen, als „noble Geste eines renommierten Kunstmäzens“. Eine gewisse Schadenfreude kann sich der kunstpolitische Sprecher aber nicht verkneifen, wenn er an die zugleich von Würth erteilte Aufforderung denke, das Land müsse langfristig selbst in der Lage sein, die dafür notwendigen Mittel bereit zu stellen.
Auch die SPD sieht den freien Eintritt in Landesmuseen als eine originäre Aufgabe für das Land. „Die Museen müssen zu einem frei zugänglichen Ort der Kunst werden. Die SPD wird deshalb auch in diesem Jahr im Rahmen der Haushaltsverhandlungen Landeszuschüsse beantragen, die den Verzicht auf Eintrittsgelder in Zukunft ausgleichen sollen“, kündigt SPD-Kulturexperte Martin Rivoir an. Er beziffert das dafür nötige Volumen der staatlichen Zuwendungen für die zwölf Landesmuseen auf fünf Millionen Euro pro Jahr.
Mit dem freien Eintritt in die baden-württembergischen Landesmuseen sollen Rivoir zufolge Jung und Alt, Kulturerfahrene und Kulturneulinge für die unterschiedlichsten Kulturgüter in den Staatlichen Museen begeistert werden. Die Kunst der Museen gehöre der Bevölkerung, schließlich werde sie mit ihren Steuergeldern erworben, gepflegt und ausgestellt. Für viele potentielle Besucher stellten die Eintrittspreise in den Museen indessen eine finanzielle, bisweilen auch ideelle Hürde dar, um einen vielleicht oftmals ersten Schritt in die museale Welt zu wagen.
Wolle man den Museen die Einnahmen aus Eintrittsgeldern erlassen, dann müssten die Zuschüsse des Landes entsprechend erhöht werden. Dazu hatte die SPD bereits in den Beratungen zum Haushalt 2017 eine Initiative ergriffen, die jedoch nicht auf Gegenliebe der beiden Regierungsfraktionen gestoßen war. Und das, obwohl Ministerpräsident Kretschmann seinerzeit wohl zunächst Sympathien für die Idee gehegt hatte und auch seine Kunststaatssekretärin Petra Olschowski mit dieser Möglichkeit liebäugelte, sie damals mit den Worten zitiert wurde, freier Eintritt in Museumssammlungen „wäre ein gutes Zeichen in die Gesellschaft hinein“. Letztendlich pfiff der Ministerpräsident aber seine Staatsekretärin zurück und die beiden einigten sich darauf, im Sommer 2017 ein Konzept vorzulegen, wie man Menschen aus bildungsfernen Milieus, Kinder und Jugendliche zum Museumsbesuch animieren könne.
„Trotz dieser damaligen Bekundungen und der aktuellen verdienstvollen Würth-Initiative hat die Landesregierung bis zur Stunde kein entsprechendes tragfähiges, schlüssiges Konzept vorgelegt“, moniert Rivoir abschließend.